„Es war wieder eine Herausforderung, die Besten aus 38 qualitativ hochwertigen Arbeiten zu wählen.“ erklärt Leo Lugmayr (Vorsitzender der Jury) bei der Preisverleihung zum Abschluss der Schmiedeweihnacht in Ybbsitz. Die 5-köpfige Fachjury hat sich für 8 gleichwertige Preise in 2 Kategorien entschieden. Das Thema war „prägen–Prägung“, in Anlehnung an das diesjährige Gedenken an Prof. Alfred Habermann. Prägung kann im wörtlichen Sinn die Oberfläche eines Materials bearbeiten. Es kann aber auch im übertragenen Sinn beispielsweise eine Generation in einer Denkschule geprägt werden.

Kategorie ‚künstlerisch/konzeptionell‘:
Weihnachtsprägung – Petr Soudek u. Tomas Aliger (CZ)
(Begründung: Das Thema wurde sehr eindrücklich umgesetzt. Das Weihnachtsmotiv der zerbrechlichen ‚Kugel’ prägt im übertragenen Sinn den Hammer wie auch den Untergrund. Das Objekt funktioniert gut in Proportion und Arrangement)
Festlied der Schmiede – Michal Kačmár, Juraj Gramantik, Alexander Petrov (SK)
(Begründung: Die Arbeit beeindruckt durch ihre plastische Qualität und räumliche Präsenz. Das Thema ‚Prägung‘ wurde in einem direkten Sinn durch die Buchstabenprägung einer klassischen Schreibmaschine in die Metallplastik gekonnt eingeführt.)
Stamping – Roman Bolek, Jan Straka, Raymond Douglas (CZ/GB)
(Begründung: Die speziellen Oberflächenstrukturen, die durch verschiedene Einprägungen erzeugt wurden haben die Jury einerseits überzeugt. Andererseits kann die Symbolik der Auffächerung der Elemente als Friedenssymbol der Zusammengehörigkeit der Schmiedefamilie gelesen werden.)

Kategorie ‚handwerklich/traditionell‘:
Schmiedereise – Vojtěch Havránek, František Bláha (CZ)
(Begründung: Die gelungene plastische Schmiedearbeit lässt eine professionelle Kunstfertigkeit erkennen. Der Schmiedegeselle wird durch die Walz geprägt, im Objekt ‚Schmiedereise‘ ist eine Zange eingearbeitet, die eine Quetschung der Figur andeutet.)
Der Schreckensblick – Václav Trpišovský, Lauma Slinke, Tomáš Nosek (CZ)
(Begründung: Die handwerklich saubere Ausführung hat die Jury besonders überzeugt.)
Nymphe – Liubomyr Kmit, Sergii Skorobogatskyh, Roman Andriyovskyy (UA)
(Begründung: Die Jury war sich ohne Diskussion einig. ‚Nymphe‘ ist eine höchst gelungene Metallplastik mit bildhauerischer Größe. Aus einem Stück getrieben wurde das Material geprägt und ausgeformt.)

Sonderpreis ‚künstlerisch/konzeptionell‘:
Blindenschrift – Andrii Kokhanevych (UA)
(Begründung: Auf das Prinzip der Prägung konzeptiv heruntergebrochen ist die sogenannte Braille-Schrift eine elegant künstlerische Auflösung des Themas. Die Prägeschrift besagt: ‚Die Kunst ist nur für jene Erkennbar, die diese Schrift lesen können‘.)

Sonderpreis ‚handwerklich/traditionell’:
Ivano Frankivsk’s stamp – Vasyl Kutsii (UA)
(Begründung: Die sehr aufwändige Arbeit bezeugt die langjährige Freundschaft zwischen den Schmieden und Künstlern von Ivano Frankivsk und Ybbsitz sowie die Kunstfertigkeit der ukrainischen Schmiede, die immer wieder willkommen sind im Schmiedezentrum. Anmerkung: Der Ring der europäischen Schmiedestädte tagt im Oktober 2019 in Ivano Franikvsk)

Großer Dank geht an alle teilnehmenden und beitragenden Schmiede. Die Jury und die Organisation in Ybbsitz sind sich dessen bewusst, dass alle ihr Bestes geben! Die verliehenen Preise gelten als gleichwertig, es erfolgt also keine hierarchische Abstufung in 1., 2. oder sonstigen Rang.
Das Preisgeld für 6 Preise sowie ein Sonderpreis wurde durch die Marktgemeinde Ybbsitz finanziert. Der zweite Sonderpreis wurde von Josef Hofmarcher (Präsident des Vereins Schmiedezentrum Ybbsitz) gesponsert.

Fachjury aus 5 Personen:
Dir. Leo Lugmayr (Vorsitzender der Jury, Direktor der NÖ Schmiedeakademie), Mag.arch. Joseph Hofmarcher (Koordinator der Jury, Architekt, Künstler), Christoph Küllinger, BEd (Lehrender für Kunstschmiede & Metallplastik, HTL Steyr), Ernst Fahrngruber (Schmiedemeister, Lehrender für Schmiedetechnik, HTL Waidhofen), Bruce Beamish (Schmied, Australien). Mag.art. Claudia Czimek (Installtionskünstlerin, Schmiedin) musste sich leider wegen Krankheit kurzfristig entschuldigen.

Fotos: Andreas Kronsteiner, Schmiedezentrum Ybbsitz