UNESCO Kulturerbe  

"Schmieden in Ybbsitz"


Das Element "Schmieden in Ybbsitz" wurde mit der Entscheidung des Fachbeirates der Österreichischen UNESCO-KOMMISSION vom 29. September 2010 in das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
 
 Schmieden ist in Ybbsitz historisch gewachsen, wird von breiten Teilen der Bürger in Tradition und Handwerk gelebt und stellt ein vielversprechendes Entwicklungspotential für Ort und Bevölkerung dar, das von Jung und Alt getragen wird. Es ist ein auf der Basis der Tradition intensiv gelebtes kulturelles Erbe, das gleichzeitig Alleinstellungsmerkmal des Ortes und seiner Bewohner ist. Schmieden ist in Ybbsitz bis heute von wirtschaftlicher Tragkraft, ist gesellschaftlich-integratives Element und zugleich eine historische wie zukunftsorientierte und in der Summe seiner Aspekte kulturelle Identifikationsmatrix als Arbeitstechnik.

Ybbsitz verdankt in seiner Geschichte, seinem Wohlstand und in seiner gegenwärtigen Situation viel dem Handwerk des Schmiedens. Nicht nur, dass das Ortsbild von historischen und modernen Schmiedearbeiten geprägt wird, das Schmieden ist in der Bevölkerung eine mit Ehrfurcht und Hochachtung anerkannte Handwerkstechnik, die vor dem Hintergrund der Stürme der Marktgeschichte immer überlebt hat.

Immaterielles Kulturgut

Als immaterielles Kulturerbe bzw. immaterielles kulturelles Erbe  wird Kulturgut bezeichnet, das nicht stofflicher Natur ist, daher im Gegensatz zu unbeweglichen Bauten und beweglichen Gegenständen (z.B. den bekannten Welterbestätten oder dem Weltdokumentenerbe) nicht anfassbar.

Immaterielles Kulturerbe wird daher auch als das lebendige Kulturerbe bezeichnet und meint regional „gelebte“ Kulturtradition, die nicht nurmehr im Sinne einer musealen Erhaltung oder touristischen Präsentation von Brauchtum gepflegt wird, sondern vitales, im Lebensalltag verankertes kulturelles Selbstverständnis darstellt. Damit steht der Begriff des immateriellen Kulturguts auch in Abgrenzung zum modernen Denkmalwesen, letzteres fokussiert auf die (materielle) Originalität einer Kulturleistung, erstere auf die Prozesse. Auch vom Begriff des Museal-Bewahrenden setzt sich das Konzept ab, die Wandlungen der Kulturäußerung in ihrer Weitergabe wird als zentraler Aspekt gesehen. Daher sind die Konzepte zum immateriellen Erbe auch zunehmend in Denkansätze von Nachhaltigkeit und „alternativen“ Wirtschaftskonzepten eingebunden.

In einer Pressekonferenz am 5. Oktober 2010 in Wien gab Botschafterin i.R. Dr. Eva Novotny (von 2003 bis 2008 österreichische Botschafterin in den USA) und nun Präsidentin der Österreichischen UNESCO Kommission die Entscheidung zur Aufnahme von „Schmieden in Ybbsitz“ in die Liste des immateriellen Kulturerbes bekannt.

In Telfs in Tirol wurde am 29. November 2010 die Urkunde für das „Immaterielle Weltkulturerbe“ überreicht.

Die Geschäftsführerin der Österreichischen UNESCO-Nationalagentur, Mag. Maria Walcher moderierte die Überreichung der Urkunde, welche von Frau Landesrätin Dr. Beate Palfrader, Herrn Ministerialrat Norbert Riedl und dem Bürgermeister von Telfs, Herrn Christian Häring, übergeben wurden. Von allen weiteren neu aufgenommenen Traditionen waren VertreterInnen anwesend: Prof. Dr. Hans Haid gab ein Gedicht in Ötztalerisch zum Besten, das dem Publikum viel Konzentration abverlangte. Die Heiligenbluter Sternsinger sangen ein Weihnachtslied und die Perchtoldsdorfer Weinhüter verköstigten das Publikum mit einem feinen Tropfen. Die Samsonträger aus dem Lungau und dem Bezirk Murau erzählten vom beeindruckenden Tanz der Riesenfiguren. Voll Stolz präsentierten auch die Ebenseer Glöckler mit dem kleinen Stefan eine Glöcklerkappe. Ein Ohrenschmaus war der Wiener Dudler von Rudi Koschelu. Ein Ofen- und Kaminmaurer aus dem Burgenland berichtete von seiner Arbeit und am Ende wurde das Schmieden in Ybbsitz präsentiert und einzigartige Schmiedearbeiten von der Schmiedeakademie bestaunt.

Die Salzburger Festschützen präsentierten einen Prangerstutzen und feuerten zum krönenden Abschluss einen Salutschuss ab. Alle Traditionsträger/Innen brachten zum Ausdruck, welche Bedeutung „ihre“ Tradition für die jeweilige Gemeinschaft darstellt.

Mit großer Freude nahm die Ybbsitz-Delegation mit Bürgermeister Josef Hofmarcher, KR Waltraud Welser, HR Dir. Gernot Walter, Prof. Ing. Bertl Sonnleitner, Dir. Leo Lugmayr, Sepp Eybl und Dir. Heinz Fallmann die Auszeichnung entgegen.

 


Eingebundene Gemeinschaften, Vereine, Personen und Art ihrer Beteiligung:

Marktgemeinde Ybbsitz (Gesamtheitliche Umsetzung und Pflege des Leitbildes Schmiedezentrum)
Eisenstraße Niederösterreich (Verein zur Erhaltung des montanhistorischen Erbes, Tourismusverband, Leaderverein)
Verein "Ring der Europäischen Schmiedestädte" (Verein zur Unterstützung der kommunalen Entwicklung der Mitgliedsorte auf dem Gebiet der Metallgestaltung und des Schmiedehandwerks)
Verein Schmiedezentrum Ybbsitz (Verein zur Dorferneuerung, Förderung und Informationsaustausch der Schmiedeaktivitäten auf regionales und internationales Ebene)
Schmiederunde Ybbsitz (Arbeitsgruppe des Vereines Schmiedezentrum Ybbsitz)
 FeRRUM Ybbsitz (Eisenerlebnismuseum, Shop FeRRUM und Tourismusinformation)
NÖ Schmiedeakademie Ybbsitz (Vermittlung von handwerklichen Fertigkeiten – Schmieden an Jugendliche)
Fam. KR Waltraud Welser (Privatmuseum und Schmiede)
Fa. Sonneck GesmbH (metallverarbeitender Traditionsbetrieb)
Fa. Riess KELOmat GmbH (Emailmanufaktur)
Fahrngruber Hammer (Schauschmiede und Köhlereimuseum)
Hammerwerk Eybl (Schmiede)
Atelier - Galerie - Museum Habermann
Mag. Christine Habermann von Hoch
Verein Frauenzeche          
Sonneck Eduard
Tannhäuser Schmiede
Thomas Hochstädt
Schlosserei Franz Wahler (Einöd – Hammer)
Schmiede Plank
Schmiede Hofinger

Rudolf Kremayr Bücherei (Spezialbibliothek Metall)
Marktarchiv (Marktgemeinde Ybbsitz)
Schmiedemeile (Themenwanderweg)
Metallkurszentrum (Metallwerkstatt – Schmiedekurse, Schauschmiedevorführungen, Symposien)
Eisen – Kreativ - Alfred Herbst
Hammerwerk Erich Fahrngruber